Das Stift Reichersberg und die Erzdiözese Salzburg nehmen zur aktuellen Berichterstattung im Podcast „Die Dunkelkammer“ sowie in der Kronen Zeitung und einigen weiteren Medien Stellung. Sr. Christine Rod, Generalsekretärin der Österreichischen Ordenskonferenz, meldet sich ebenso mit einem Statement zu Wort.
Das Stift Reichersberg trägt – gemeinsam mit der Föderation der Augustiner Chorfrauen in Deutschland sowie den Trägerinnen der Seniorenresidenz Schloss Kahlsperg – Sorge für die drei verbliebenen Schwestern, die früher im Kloster Goldenstein lebten. Ihr Wohl, ihre Pflege und Betreuung sowie der Schutz vor Verwahrlosung stehen dabei an erster Stelle.
Die Erzdiözese Salzburg verantwortet – wie im Übergabsvertrag rechtskonform festgelegt – den Betrieb der Schule in Goldenstein und hat damit das zentrale Anliegen der Schwestern, die Weiterführung ihres Bildungsauftrags, dauerhaft gesichert.
Statement von Propst Markus Grasl, Stift Reichersberg
Propst Markus Grasl, Ordensoberer der Goldensteiner Schwestern, weist die erhobenen Anschuldigungen zurück und betont:
„Als Ordensoberer der drei verbliebenen Augustiner Chorfrauen habe ich meine Verantwortung und Sorgepflicht für die Schwestern stets wahrgenommen. Gemäß den kirchenrechtlichen Bestimmungen wird in bestimmten Fällen bei Ordensgemeinschaften mit nur mehr wenigen Mitgliedern ein anderer Ordensoberer ernannt, der die Verantwortung für Gemeinschaft, Liegenschaften und Finanzen übernimmt. Die Goldensteiner Schwestern sind schon immer mit unserem Haus in enger Verbindung und sind deshalb vor Jahren an uns herangetreten, sodass ich später diese Aufgabe als Augustiner-Chorherr übernommen habe.
Die nun erhobenen Vorwürfe und Anschuldigungen treffen mich persönlich sehr, da ich in allen Belangen im Rahmen, der mir durch das Ordensrecht übertragenen Befugnisse gehandelt habe und meiner Sorgepflicht nachgekommen bin. Ich distanziere mich daher von Rufschädigung, Verleumdungen und falschen Behauptungen, die jene Menschen betreffen, die um die Pflege und Betreuung der Schwestern bemüht sind. Ich erinnere auch daran, dass das viele Jahre vorgebrachte Hauptanliegen und der Herzenswunsch der Schwestern durch die Erzdiözese Salzburg gewährleistet ist: nämlich die Fortführung der Mittelschule am Ort in der Fortsetzung der Tradition der Augustiner Chorfrauen.
Die Entscheidung, Sr. Bernadette, Sr. Regina und Sr. Rita in die Seniorenresidenz Schloss Kahlsperg zu übersiedeln, erfolgte zum Wohl und in Sorge um die Schwestern: Ein selbstständiges Leben im Kloster Goldenstein war aufgrund des hohen Alters und der prekären gesundheitlichen Situation der Schwestern, sowie den ordensspirituellen Erfordernissen und des baulichen Zustands des Klosters nicht mehr möglich und vertretbar. Um Pflege, Betreuung und den Schutz vor einer möglichen Verwahrlosung und Übergriffe durch Dritte zu gewährleisten, war dieser Schritt notwendig.
In allen Entscheidungen stand ich in engem Austausch mit den Schwestern selbst, mit dem Bischofsvikar für Orden der Erzdiözese Salzburg sowie mit der Präsidentin der Augustiner Chorfrauen in Essen (Deutschland).“
Statement von Sr. Christine Rod, Generalsekretärin der Österreichischen Ordenskonferenz
„Ordensleute, die über Jahrzehnte hinweg so viel geleistet haben, sind jetzt alt und wenige geworden, in Häusern, die nicht altersgerecht ausgestattet sind. Wir haben in vielen Gemeinschaften die Herausforderung der verantwortungsvollen Altersversorgung von Ordensfrauen und -männern. Auch im Fall der Goldensteiner Schwestern zeigt sich diese Situation deutlich. Sie hat zwei Dimensionen: eine rechtliche und eine menschlich-emotionale“, erklärt Sr. Christine Rod, Generalsekretärin der Österreichischen Ordenskonferenz und führt aus:
„Rechtlich gilt: Wenn Ordensgemeinschaften zu klein werden oder die Mitglieder ein sehr hohes Alter erreichen, bestimmt das Ministerium (Dikasterium) für Orden im Vatikan einen Ordensoberen – entweder aus der eigenen Ordensfamilie oder aus einer anderen Gemeinschaft. Im Fall der Goldensteiner Schwestern sind dies die Föderationspräsidentin der Augustiner Chorfrauen in Deutschland sowie Propst Markus Grasl, der vom Vatikan als Ordensoberer eingesetzt wurde. Das von ihm geleitete Stift Reichersberg gehört der gleichen augustinischen Spiritualität an wie die Goldensteiner Augustiner Chorfrauen.
Auf menschlich-emotionaler Ebene geht es um Fragen der altersgerechten Betreuung – ähnlich wie in jeder Familie – und auch darum, den Schwestern in einer sehr herausfordernden Lebensphase bestmöglich beizustehen. Aufgrund des hohen Alters und des Gesundheitszustandes war ein selbstständiges Leben im Kloster Goldenstein nicht mehr möglich. In vielen Fällen sehen wir auch, dass das ursprüngliche Gebäude für die verbleidenden Ordensleute zu groß geworden ist. Da auch die eigens angestellte Assistenz für die praktischen Belange nicht mehr ausreichend war, war der Schritt in ein Alten- und Pflegeheim notwendig.
Der gewählte Heimplatz ist nicht irgendein Heim, sondern eine Einrichtung der Halleiner Franziskanerinnen. Damit ist gewährleistet, dass die Schwestern nicht nur professionelle Pflege und Betreuung erhalten, sondern auch ihr geistliches und spirituelles Ordensleben weiterführen können.“
Hintergrundinformationen
- Nach den Vorgaben von Cor Orans, der vatikanischen Richtlinie für kontemplative Frauenorden, können Gemeinschaften mit weniger als fünf Schwestern mit ewigen Gelübden keine eigene Oberin mehr wählen.
- Im September 2020 wurde daher Bischofsvikar Gottfried Laireiter vom Dikasterium für die Orden als apostolischer Kommissar eingesetzt, um über die Zukunft von Kloster und Schule zu entscheiden.
- Seit 2022 ist Propst Markus Grasl Ordensoberer der Goldensteiner Schwestern. Diese Entscheidung lag aufgrund der geografischen Nähe zwischen den Klöstern Reichersberg und Goldenstein sowie der gemeinsamen augustinischen Spiritualität nahe.
- Die Erzdiözese Salzburg übernahm 2022 die Verantwortung für die Weiterführung der Schule und gewährleistete damit das zentrale Vermächtnis der Schwestern.
- Der apostolische Kommissar verwehrt sich gegen Anschuldigungen, den Schwestern in der Zeit von September 2020 bis März 2022 gegenüber in unrechter Weise vorgegangen zu sein.
- In Gesprächen über viele Jahre wurde eine Lösung für die Fortführung der Schule und den Lebensmittelpunkt im Schloss gesucht, die den Interessen der Augustiner Chorfrauen am besten entsprechen könnte. Einbezogen war dabei stets die Föderation, der sie angehören, und das zuständige Dikasterium.
Rückfragen:
- An den Ordensoberen Propst Markus Grasl: propst@stift-reichersberg.at
- An die Erzdiözese Salzburg: presse@eds.at
- An die Österreichische Ordenskonferenz: medien@ordensgemeinschaften.at
Link:
Stellungnahmen zur Berichterstattung über die Goldensteiner Schwestern